„Meine einzige Kirche ist das Essen.“ Dieses Zitat stammt von Anna, der Hauptprotagonistin aus Sofi Oksanens neuestem Roman „Stalins Kühe“.
Die 35-jährige Sofi Oksanen zählt zu den besten finnischen Schriftstellerinnen und erntete mit ihrem Bestseller „Fegefeuer“ weltweiten Ruhm. Und nun erscheint die Geschichte von der kranken und von Sorgen geplagten Anna in deutscher Übersetzung:
Anna lebt mit ihrer Mutter Katariina allein in Finnland – getrennt vom Vater, da dieser seine Frau mit einer anderen betrog. Doch das ist nicht Annas einiges Problem. Denn Katariina, aus Estland stammend, lehrt Anna eindringlich, ihre eigentliche Herkunft zu verleugnen, aus Angst, dass ihrer Tochter die gleiche Verachtung zuteil wird, wie ihr. Denn Estinnen gelten in Finnland als russische Huren, die sich nur mittels Heirat nach Finnland geschmuggelt haben. Anna darf daher die estnische Sprache nicht lernen, nicht über ihre wahre Identität sprechen und erfindet stattdessen frei finnische Tanten und Onkel.
Doch Annas Sorgen gehen weiter: Denn es gibt für Anna nichts Wichtigeres, als einen makellosen Körper zu besitzen. Sie sagt dazu: „Die Zentimeter eines Frauenkörpers sind ebenso wichtig wie die Staatsgrenzen. Genau definiert und jede Veränderung gibt eine Schlagzeile.“ Als Folge dieser Bestrebung leidet Anna an Bulimie. Sie stopft alles Erdenkliche in ihren zierlichen Körper, um kurze Zeit später wieder alles herauszuwürgen.
Und während Anna in dem Roman „Stalins Kühe“ lernen muss, dass sie wirklich krank ist, erfährt der Leser die Hintergründe der Familiengeschichte und die wahre Ursache für Annas Leiden, die bis in die Zeit der Besetzung Estlands nach dem Zweiten Weltkrieg zurückreicht…
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
496 Seiten