Er prägte über viele Jahrzehnte den bundesweiten Literaturbetrieb. War dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und Buchautoren fürchteten seine Kritiken: Marcel Reich-Ranicki, der als Literaturpapst in die Geschichte eingehen wird, ist jetzt im Alter von 93 Jahren gestorben. Bereits im März 2013 machte der seit längerem gesundheitlich angeschlagene Reich-Ranicki seine Krebserkrankung öffentlich, nun unterlag er dieser.
Doch wir blicken auf ein ereignisreiches Leben zurück:
Am 2. Juni 1920 in Wloclawek an der Weichsel geboren, ging er im Alter von 9 Jahren mit seiner Familie nach Berlin. Als Sohn von jüdischen Eltern wurde er allerdings 1938 nach dem Abitur wieder nach Polen ausgewiesen. Aus dem Warschauer Ghetto konnte er 1943 zusammen mit seiner Frau Teofila fliehen.
Nach dem Kriegsende war er als Mitglied des polnischen Geheimdienstes zeitweise in London und Warschau tätig. 1958 ließ er sich dann aber für immer in Deutschland nieder.
Seine Karriere als Literaturkritiker begann er 1960 bei der Wochenzeitung „Die Zeit“. 1973 ging er zur „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und leitete dort bis 1988 die Literatur-Redaktion. Bis zuletzt arbeitete er jedoch weiter für die „FAZ“ als Kritiker und Redakteur der „Frankfurter Anthologie“.
Aber vor allem durch die ZDF-Sendung „Das Literarische Quartett“ wurde Marcel Reich-Ranicki bei einem Millionenpublikum bekannt.
Einem Millionenpublikum wurde der Kritiker vor allem mit bekannt, die er seit 1988 fast 14 Jahre lang moderierte. Neben zahlreichen anderen Büchern veröffentlichte „MRR“ 1999.
Seine Autobiografie „Mein Leben“, die zum Bestseller wurde, verkaufte sich nach Verlagsangaben mehr als 1,2 Millionen Mal.